Montag, 20. Mai 2013

Ein Ausflug in Tenris Berge

Bergkette in Tenri

In Japan gibt es zwei dominierende Religionen. Zum einen die japanische Shinto Religion und den im 6. Jhd. eingeführten Buddhismus. Mönche aus China kommend, haben in der damaligen Hauptstadt Nara zahlreiche Buddhistische Tempel erbaut und je nach Region und Herkunft ihre persönlichen Sekten gegründet. In Nara selbst steht der Todaiji Tempel mit der größten Buddhastatue ganz Japans, in einer kleinen Stadt unweit von Nara Stadt entfernt, steht der älteste buddhistische Holztempel der Welt. Dies sind aber nur zwei der zahlreichen buddhistischen Prachtbauten.

Im Gegensatz zum Buddhismus, sind die meisten Shinto-Schreine sehr klein, dafür auch überall zu finden. So gibt es bspw. an Hauptstraßen in einer Nische versteckt, kleine Schreine. In Tenri habe ich schon einige gefunden, aber nur die wenigsten besucht. Z.B. gibt es direkt vor meinem Wohnhaus einen größeren Schrein, der sogar einen kleinen Garten hat. Besucht habe ich ihn allerdings nie. Im Gegensatz zu Tenris wohl größten, ältesten und auch schönsten Schrein, der Isonokami Schrein.

Ich habe schon einige schintoistische Schreine und buddhistische Tempel besucht, aber letzteres, durch die Dominanz der (nicht buddhistischen) Tenrikyo Sekte, sucht man in Tenri erst einmal vergebens. Doch mit Hilfe von Google Maps konnte ich doch einen buddhistischen Tempel in den Bergen von Tenri, fernab des Stadtrummels, ausfindig machen. (buddhistische Tempel (?!) werden auf Landkarten mit einem 卍 gekennzeichnet.)

Na wenn das mal nicht nach Abenteuer klingt.
So war es dann auch und ich bestritt es nicht allein.

Der Auftakt war schon ein erstes Highlight. Kaum raus aus dem Stadtzentrum haben wir uns zweimal verfahren. Danach ging es dann über eine Landstraße stets bergauf. Ein paar hundert Meter weiter, kam eine kleine Ortschaft von Tenri, von der ich zunächst ausging schon am Ziel zu sein. Wir gingen einen schmalen betonierten Weg steil hinauf, vorbei an Wohnhäusern, wo man die Haustüren offenstehend hat sehen können, und kamen in einen Wald am Berg an. Dort ging es eine Treppe hinauf zu einem Shinto Schrein. Nicht mehr. Also war unser Ziel, der buddhistische Tempel, noch nicht erreicht.

Marina, am Fuß der Treppe. Links eine Waschgelegenheit.

Nach ein paar Fotos ging es dann weiter die Landstraße entlang. Wenigen hundert Meter weiter entdeckten wir dann ein Schild mit dem Hinweis, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Ab hier ging es also richtig den Berg hinauf. Nach etwa 500m, die man auch noch per Auto passieren kann, kamen wir zu einem der schönsten Orte, die ich bisher in Japan gesehen habe. Ein Wasserfall. Dieser Ort hatte etwas sehr magisches, etwas schönes. Es war ein Fleck Natur in ihrer majestätischsten Form. So wunderte es mich auch nicht, daß an diesem heiligen Ort, sowohl buddhistische Statuen, als auch kleine Shinto-Schreine zu finden waren.


Doch dieser schöne Wasserfall war erst der Anfang unserer Reise. Leider war ab hier ein Reisen mit Fahrrad nicht mehr möglich, da die Wege steiler und unzugänglicher wurden. Je weiter wir in den bewaldeten Berg erklommt haben, desto dichter wurde der Wald. Es kam mir eher wie ein Dschungel mit Weg vor, als ein Berg. Überall krabbelten die skurrilsten Insekten über den Boden, waren Affen in den Bäumen zu hören und wurde man von nervenden Mücken begleitet. Der Aufstieg war zwar noch ein betonierter Weg, jedoch war er recht steil, daß man am Wegesrand ein Halteseil benutzen konnte.

Etwa weitere 500m kamen wir dann endlich ans vorläufige Ziel unserer Reise. Eine Treppe mitten im bunten Wald führte hinauf zu dem buddhistischen Tempel. Vor dem Tempel hatte der dort lebende Mönch sein Haus. Weiter die Treppe hinauf, war ein recht kleiner Tempel. Vor dem Tempel befand sich ein mit grünem Moos bewachsener großer Platz, auf dem einige Buddhastatuen standen. Neben dem Tempel befand sich noch ein zweites, etwas kleineres Gebäude mit einem Platz für Räucherstäbchen. Es brannten jedoch keine Räucherstäbchen im Aschenbecher. So schön dieser Ort auch ist, so steinig und schwer ist der Aufstieg zu diesem kleinen Tempel, daher verirren sich scheinbar sehr selten Menschen dorthin. Es lagen nur wenige Münzen vor den Statuen, was sich daraus schließen lässt.

Die Treppe, die zum Tempel führt.
Der Haupttempel
Das zweite Tempelgebäude.

Hinter dem Tempelgebäude standen noch viele Statuen vereinzelt herum. Außerdem führte ein Weg weiter den Berg hinauf. Voller Elan und Forscherlust gingen wir also weiter den Berg hinauf. Anfangs waren dort 2-3, aus Bäumen selbstgemachte, Brücken, die es zu überqueren galt. Danach ging es in einem sehr schwer zu passierenden Weg den Berg hinauf. Hier bekam ich wieder dieses Gefühl, ich sei in einem Dschungel, aber dieses mal ohne Weg. Der Weg war dort, wo Mutter Natur aus Baumwurzeln Treppen formte, oder wo schmale, (nicht immer) trockene, aus Fels geformte Wasserläufe eine Schneise darboten. An besonders steilen Passagen, waren auch wieder die Halteseile angebracht, um den Aufstieg, aber vielmehr noch den Abstieg zu erleichtern.

Nach etwa 900m kamen wir total erschöpft an eine kleine Aussicht an. Man konnte das gesamte Naratal überblicken. Aber in Anbetracht dieses mühseligen Aufstiegs und des bevorstehenden Abstiegs, war dieser Ausblick etwas zu dürftig für meinen Geschmack. Zur Selbstbelohnung wurde aber noch ein kleiner Shinto-Schrein in fast 500m Höhe errichtet, um sich selbst etwas Gutes zu tun.

Von dort aus hätte man noch weiter über den Berg steigen können, wir entschieden uns aber für den Rückweg, weil die Sonne bereits recht tief stand. Ohne Unfälle sind wir schließlich wieder unten bei unseren Fahrrädern angekommen und konnten völlig erschöpft den weiten Weg in die Innenstadt bergab rollen lassen.

Wegweiser am Fuße des Berges.

Kleiner Schrein vor dem Wasserfall.

"Aufpassen wo man hintritt"
Dort geht es fast im 90° Winkel hinunter.

Der beschwerliche Weg bringt die Erleuchtung.