Sonntag, 30. September 2012

Tenrikyo: Eine Sekte greift nach der Welt

Tenri war noch vor 200 Jahren ein kleiner Bauernvorort von Nara mit dem Namen Shoyashiki. In den späten 1830er Jahren hatte eine Frau namens Miki Nakayama eine göttliche Erleuchtung. Seitdem glauben die Anhänger an ihren Gott Oyagami. Um dem ganzen auch ein bischen mehr Leben einzuhauchen, schrieb die Gürin (?!?) ein paar Gesänge und Tänze für ihren Gott.

Haupteingang
Die Lehre hinter der Religion ist, täglich Gutes zu tun. Oyagami hat den Menschen erschaffen, bis auf sein Herz. Somit ist nur das Herz menschlich. Und dieses wird täglich mit Staub bedeckt. Um es zu reinigen, muss man ständig Gutes tun. Im Grunde also die Botschaft jeder vernünftigen Religion, außer daß man hier nicht in der Hölle schmort, sondern ein staubiges Herz bekommt.

Interessant ist, daß diese Religion nur einen Gott hat. Die Gründe dafür sind sicherlich in der Zeit in der sie entstanden ist zu finden. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts ließ Japan mehr und mehr importieren. Dazu zählten auch Bücher und Schriften, die von den Holländern ins Land gebracht wurden. Es bleibt also nicht auszuschließen, daß somit auch wieder vermehrt das Christentum ins Land gebracht wurde. Die Tenrikyo Religion hat meiner Meinung nach viele Einflüsse aus dem Christentum. Am auffälligsten ist der einzelne Gott.

Zu dieser Zeit sind sowieso viele neue Religionen in Japan entstanden. Es gab in der Zeit auch Aufstände der einzelnen Sekten, die mehr Anerkennung haben wollten. Bei diesen Aufständen mischte auch Nakayama mit und sie und ihre Anhänger wurden des öfteren verhaftet. 1887 stirbt Nakayama bei einer Messe. Erst 21 Jahre nach Nakayamas Tod wird die Sekte als Religion anerkannt und 60 Jahre später als eigenständige Religion angesehen.

Nebeneingang
Der Leichnam Nakayamas wurde in ihrer Heimat Shoyashiki beigesetzt. Dort steht heute der prachtvolle Tempel der Sekte. Ich selbst war schon im Tempel und konnte den Zugang zum Grab, aber nicht das Grab selbst sehen. Leider habe ich keine Fotos gemacht. Ich war auch während des Gottesdienstes da.

Aber nicht nur der Tempel ist Prachtvoll. Das Dorf entwickelte sich zu einer Stadt, die heute nach der Religion benannt ist. Übrigens auch die einzige Stadt in Japan, die nach einer Religion benannt ist. Tenri. Was für Steuervergütungen man als Religion hat, möchte ich nicht weiter ausleuchten, dennoch ermöglichte es der Sekte einiges aufzubauen. Dazu zählen u.a. die Universität, die Bibliothek und ein Krankenhaus. Darüber hinaus gibt es überall kleine Tenrikyo-Geschäfte.

Tenrikyos ziehen mit Banner voran, singend
durch die Einkaufspassage. Dabei trage sie
ihre schwarzen Tenrikyo-Jacken.
Die Mitglieder sind alle sehr freundlich. Ich habe sogar einen Japaner kennengelernt, der sehr gläubig ist. Sie tragen sehr oft eine Jacke, auf der auf der Rückseite der Name Tenrikyo geschrieben steht. Man kann sie meist abends durch die Straßen ziehen sehen, wenn sie ihre stimmigen Lieder mit Schlaghölzern begleitend singen.

Heute zählt die Sekte ca. 1,5 mio. Mitglieder in Japan. Weltweit sind es über 4 mio. Menschen. Ein deutscher Bekannter kommt von der Tenri University in New York. Doch neben Amerika, gibt es auch Gemeinschaften in anderen Ländern Asiens und Europa.

Dienstag, 25. September 2012

Ein Tag in Nara 奈良

    Ich habe neulich einen Ausflug nach Nara gemacht. Es war ein sehr schöner, aber auch anstrengender Ausflug. Nara ist die größere Stadt in der Nähe und auch Namensgeber der Präfektur Nara. Es gibt dort eine schöne Grünanlage mit vielen Sehenswürdigkeiten. Einige davon sind die vielen Tempel in Nara. Ich habe mir dort eine Anlage mit Pagoden und ein paar anderen Gebäuden (Teehäuser?), sowie den großen und international bekannten Daibutsu (großer Buddha) Tempel angeguckt. Leider bin ich nicht mehr in den Tempel rein gegangen, weil ich schon sehr müde war. Immerhin muss man schon ein Stück vom Bahnhof, vorbei an einer langer Einkaufspassage, bis zur Grünanlagen laufen.

     Auf dem Weg dorthin stößt man zuhauf auf ein anderes Geschöpf Mutter Natur. Rehe. Jede Menge Rehe. Der Park ist voll von Rehen. Sogar bei Google Earth sind diese Tiere bei den 3D Gebäuden zu sehen, weil man einfach kein Foto machen kann, ohne daß ein Reh mit drauf ist. In der Parkanlage gibt es überall kleine Buden, die neben Produkten für Menschen auch shika senbei (Kekse für Rehe) verkaufen. Für 1,50€ kann man ca. 12 Rehe glücklich machen. Haben die Tiere aber einmal Wind davon bekommen, daß es bei jemandem was zu Knabbern gibt, kommen sie von überall her. Aber die Menschen die dort sind, kommen auch gerade wegen diesen Tieren dorthin.

Eine fünfstöckige Pagode.
Eine Figur im Eingangstor zum Daibutsu Tempel.
Der Eingang zum Tempel.
Für 150¥ gibt es leckere Rehkekse. Im Hintergrund das Nara National Museum.
Schnell versammeln sich die Rehe, wenn jemand Kekse verteilt.

Der Unistart

     Nun hat endlich meine Uni begonnen. Genauer gesagt fing sie schon letzten Freitag an. Freitags habe ich eine Vorlesung gewählt mit dem Titel 'Japanese Culture and Society'. Leider verspricht der Titel mehr, als die eigentliche Vorlesung hergibt. Ein Amerikaner, der bereits seit 20 Jahren in Tenri lebt, stellt hier einen historischen Abriss seiner lieblings Zeichentrickfilme vor. Das ganze Semester lang. Aber der Knaller daran ist, daß die verwendete Literatur, teilweise aus dubiosen Popzeitschriften besteht. Naja, immerhin kann meine Montags Vorlesung 'Japanese History' genau das bieten, was dran steht. Auf diese Vorlesung freue ich mich besonders. Diese beiden Vorlesungen sind übrigens auf Englisch.

     Den Rest der Woche verbringe ich mit dem Sprachkurs. Ich wurde in den Anfängerkurs eingestuft, was zur Zeit doch noch etwas lahm ist. Außer 2-3 neuen Vokabeln nehme ich noch nichts neues mit. Es ist z.Z. sogar sehr langweilig, aber in 2-3 Wochen wird das Tempo sicher angehoben. In dem Sprachkurs selbst sitzen neben mir noch 6 weitere Personen. 2 Amerikaner, 1 Kanadier, 1 Taiwaner und 2 Burma(?)Menschen (Irgendeine Insel bei Malaysia) Der Taiwaner hat neulich gar bei den Olympischen Spielen in GB, im Judo teilgenommen. Überhaupt war/ist die Tenri Universität sehr bekannt für guten Judo Sport.

     Aber Sport ist ja nicht gerade mein Lieblingsthema, sondern Musik. In der Geschichtsvorlesung habe ich eine Japanerin kennengelernt, die mich eingeladen hat, mal in den Musikkurs zu kommen. Am Freitag werde ich mal dort hingehen und hoffentlich auch aktiv dran teilnehmen können. In bin schon seit Jahren scharf darauf, ein japanisches Instrument namens Shamisen 三味線 zu spielen. (Ein dreisaitiges Instrument; und ja, das Schriftzeichen mit den 3 Strichen heißt tatsächlich 3) Ich werde mir in den nächsten 1-2 Monaten auch ein eigenes Instrument kaufen. (Daher habe ich meine ganzen Klamotten in 1 Koffer gequetscht, als ich hierher gekommen bin, obwohl ich 2 Gepäckstücken mitnehmen durfte, damit ich auf dem Rückflug das Instrument mit nach Deutschland nehmen kann. Allerdings weiß ich noch nicht genau über die Zoll-/Tierschutzbedingungen Bescheid. Es gibt Instrumente aus Schlangenleder, was ich definitiv nicht einführen darf, aber größtenteils bestehen diese Instrumente auch aus Hund.) In Tenri kosten diese 300€+. Das ist mir etwas zu teuer, daher werde ich mich mal in Kyoto nach einem guten Händler umschauen. Zur Not gibt es noch Yahoo.

Montag, 10. September 2012

Land und Leute

Ich bin nun seit 10 Tagen in diesem Land und möchte über meine ersten Erfahrungen berichten.

Dieses Land ist laut. 
Ob es die Natur selbst oder die Menschen in ihr sind, hier hat man immer etwas in den Ohren. Das Grillenzierpen ist ohrenbetäubend laut und die Vögellaute klingen hier schon sehr tropisch. Aber Tenri 天理 ist auch nur eine kleine Stadt und kein Dorf. Trotzdem wird hier von Menschenhand schon so viel krach gemacht, daß Tokyo 東京 sicher noch schlimmer sein muss. Jeden Morgen um 8 dudelt die selbe Melodie aus dem Lautsprecher des Müllautos. Dann fahren auch mal andere Autos mit Lautsrecher durch die Straßen , um Werbung, meist für die Tenrikyou 天理教 Religion, die in Tenri ihren Hauptsitz hat und nach der die Stadt benannt ist, zu machen. Hat man sich dann mal bei Dauer 30°aus dem Bett geschwitzt, kann man sich in der nahe gelegenen Einkaufspassage weiter bedudeln lassen. Ich habe mir an einem Imbißstand eine Portion Nudeln gekauft. Dort quäkte permanent eine 20 sekündige Jingle aus dem Radio, wie lecker doch die Nudeln seien. Sogar im Rathaus waren die Lautsprecher sehr laut eingestellt, so daß ich mich anstrengen mußte der Frau zu zuhören. Ich habe dann den Lautsprecher einfach mal leiser gedreht und die Frau hat sich nicht darüber beschwert. Ich bin mir sicher, daß sie es sogar befürwortete, daß der freche Ausländer sie von einer Dauerbelastung am Arbeitsplatz befreit hat. Am Imbißstand habe ich es dann aber nicht gemacht, der arme Mann, aber immerhin waren die Nudeln wirklich lecker. おいしいよ


Die Menschen sind sehr nett
und hilfsbereit. Ständig entschuldigen sie sich für alles und nichts. Wenn Mman bspw. im Supermarkt vor einem Regal steht und jemand huscht an einem vorbei, hört man ständig Entschuldigung. Viele können allerdings kein Wort Englisch, daher ist es für mich manchmal schwierig nach etwas zu fragen.
Die Uni hat mir für den ersten Umgang im Land einen Tutor zur Seite gestellt. Dieser arbeitet leider sehr viel und hat daher wenig Zeit, aber er versucht sich wohl passiv um mich zu kümmern. Den ersten Freitagabend klingelte es Abends an meiner Tür. Es stand ein Freund von meinem Tutor vor ihr und konnte sogar deutsch sprechen. Er war sogar in Marburg. Er fragte mich ob ich nicht Lust auf Bowling hätte. Natürlich. もちろん。Wir haben noch eine weitere Deutsche und 2 Koreanerinnen ins Auto geladen und sind dann zu fünft bowlen gewesen. Nach dem Bowling ging es dann noch weiter in eine Kneipe. Dort stieß noch ein Koreaner auf uns, den ich auch vorher schon kennengelernt habe. Es war ein sehr schöner Abend, bei dem ich auch viel reden und verstehen konnte. Immerhin waren alle, bis auf den Japaner Austauschstudenten und verstanden anfangs genau so wenig Japanisch wie ich. Das gab mir Grund zur Beruhigung. Ich muss halt gambarieren, ne (^-^)


Samstag, 1. September 2012

Flug , Ankunft und erste Eindrücke

Gestern bin ich endlich in Japan angekommen. Der Flug hat mich knapp 15 Stunden gequält. Nach etwa 11 Stunden war ich auf dem großen, aber Menschen und Flugverkehr leeren Flughafen in Shanghai. Nach weiteren 4 Stunden war ich dann endlich in Japan. Eigentlich wäre ich früher angekommen, aber der Pilot hat seine Maschine auf dem Flugfeld falsch in Stellung gebracht, was, neben der normalen Verspätung von 30min., zu einer 40 minütigen Verspätung geführt hat, also insgesamt 70min Verspätung.

In Japan angekommen traf mich erstmal der (Hitze-) Schock. Es war ein einziges Grau in Grau. Aber als der Tenri Universität Shuttlebus in Tenri ankam, änderte sich zum Glück das Panorama. Neben mir wurden noch 12 weitere Leute am Flughafen eingesammelt, die alle, selbst der Kanadier, asiatischer Herkunft waren.

In Tenri angekommen wurde ich sofort ins Studentenwohnheim verfrachtet. Dort wurde ich bereits von einem Tutor erwarten, der sogar ein paar Brocken deutsch spricht. Erst führte er mich ein wenig im Zimmer rum, zeigte mir das Haus und nahm sich sogar ein wenig Zeit, um mit mir einzukaufen. Der Ersteindruuck ist doch ein sehr positiver. Doch ein kleiner Weltenzusammenbruch kam über mich, als ich erfuhr, daß ich kein WLan habe. Gut, daß ich erstmal nur meine WLan-fähigen Geräte mitgebracht habe. Mein PC kommt erst in 3 Wochen, damit kann ich mich dann im Zimmer ans Netz anschließen. Aber das kann es ja auch nicht sein, da Tag und Phone dennoch Internet brauchen. Leider war der Tutor ratlos, als ich ihn nach einem Elektronikladen fragte. Da werde ich jedenfalls nachrüsten.